Teil 3
Nördlich des Polarkreises
Dienstag, der 21. Mai 2024
Gar nicht weit von Rovaniemi landen wir am Fluss Takapudas, der wie schon oft gesehen in der ganzen Region für unsere Augen extremes Hochwasser führt.
Offenbar aber ein ganz normales Naturereignis und keine Katastrophe.
Woran liegt das? Etwa, weil genügend große und unbewohnte Überflutungsgebiete vorhanden sind? Wie zuvor der Oulankejoki im Oulanka Nationalpark sind die Flüsse zwar randvoll, suchen sich aber Ihren Weg durch Täler, Auen und Wälder, ohne wirklich Schaden anzurichten.
Ist die Schneeschmelze durch, ist im alles wieder gut und das Flüsschen plätschert fröhlich in seinem gewohnten Bett.
Natürlich hat Finnland komfortabel viel spärlich besiedeltes bis ganz und gar unbewohntes Gebiet.
Bei uns in Deutschland lebten 2023 rund 83,4 Millionen Menschen auf 357.600 Quadratkilometern. Das sind im Durchschnitt 233 Einwohner pro Quadratkilometer.
Es gibt Regionen in deutschen Großstätten in denen fast 4.800 Menschen auf eine Fläche von 1x1 Kilometer leben.
Finnland ist mit 338.145 Quadratkilometer etwas kleiner als Deutschland,
hat aber dem gegenüber nur 5,6 Millionen Einwohner.
Zwei Drittel davon leben im Süden, im Dreieck der Städte Helsinki-Tampere-Turku.
Im Landesdurchschnitt sind es lediglich18 Menschen pro Quadratkilometer.
Im Norden, besonders jenseits des Polarkreises, sind es teilweise nur zwei, bezogen auf diese Fläche. Schlechte Voraussetzungen dafür, um am Wochenende eine rauschende Party mit Nachbarn und Freunden zu feiern. Beste Voraussetzungen dagegen, um Flüssen Platz zu geben, um sich auszutoben, ohne dabei Schaden für die Allgemeinheit anzurichten.
Gleich neben dem tobenden Fluss finden wir ein kleines "Naherholungslager".
Unter dem wieder einmal blauem Himmel, wirkt es beinahe unwirklich.
Hier der Fluss, der jeden Moment alles zu verschlingen droht. Gleich daneben eine friedliche Grillhütte, eine rustikalen Rundsitzgruppe aus reichlich finnischem Holz und....etwas versteckt...eine saubere und gepflegte Toilette.
Wie schön wäre das, wenn so etwas auch bei uns in Deutschland möglich wäre.
Es scheint ein finnisches oder skandinavisches Gen zu geben, welches Handlungen wie Klauen, Beschädigen und mutwilliges Zerstören unmöglich macht.
Sicher gibt es auch mal einen Ausrutscher, wie den jungen Mann, den wir Tage zuvor erleben durften. Ihr erinnert Euch? Er musste seine Graffitis in Eigenleistung wieder entfernen.
Stundenlang könnte man den tosender Wassermassen zuschauen. Noch dazu bei den tollen Wetterbedingungen. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Temperaturen um die 20/25 Grad, blauer Himmel.
Doch der Trollexpress scharrt mit den Reifen. Der Weg ist schließlich das Ziel, immer noch und jeden Tag. Der frühe Nachmittag erlaubt schließlich noch etwas voranzukommen. Trotzdem der Trollexpress selten die 70 Km/h knackt, kommen wir rund 140 km Richtung Norden voran. Die Gegend ist zwar flach, aber trotzdem lauert an jeder Biegung das ultimative Motiv. Jedes von ihnen einzufangen und digital zu konservieren, hätte dazu geführt, dass wir entweder die doppelte Zeit gebraucht oder nur die halbe Strecke geschafft hätten. So wählten wir also den Weg, oft ohh und ahh zu sagen und darauf zu verzichten jedes Motiv fotografisch festzuhalten.
Der Lohn der Tour: Wir schafften es bis nach Känsäsaarenmaa.
Allein der Name des Ortes lohnt, schnell an ebendiesen zu kommen.
Einen Campingplatz fanden wir trotz des schönen Ortsnamens nicht. Und vielleicht wollten wir auch keinen finden, denn die Gegend lud förmlich zum wilden Übernachten abseits der touristischen Pfade ein. Es ging somit noch ein paar Kilometer weiter.
Bis an den wunderschönen See Kotisuvanto. Conny, Odin, Kanne und der Trollexpress allein an einem See, fast so groß wie die halbe Müritz. Andere Camper waren weit und breit nicht auszumachen. Am See wieder Reste des Winters.
Ein heißer Erdbeertee und eine große Pulle Pott 40 hält uns beim abendlichen Chillout am Wasser bei Laune.
Der traumhafte Sonnenuntergang steuert das Seinige bei.
Zu unserem vollkommenen Glück, lässt sich die Sonne bis Mitternacht Zeit, ehe sie für ein kurzes Nickerchen hinter dem Horizont verschwindet.
Die aufsteigende Drohne macht sie auch dort noch lange ausfindig.
Die Müdigkeit trifft uns bei so viel Mitternachtssonne selbst erst spät.
Auch Odin scheint den ganzen Abend im inneren kopfschüttelnd zu denken:
" Wie geil ist das hier!"
Selbst als wir unser Lager von draußen in den Troll verlegten, um dann doch noch ein paar Mützen Schlaf zu genießen, liegt Odin noch lange hellwach am Fenster.
Sein Blick geht sehnsuchtsvoll über den, in goldenes Licht getauchten See in die Ferne. Seine braunen Augen leuchten vor Hundeglück und scheinen zu sagen:
"Schön mit euch hier zu sein!"
Auf dem Weg zum Nordkap
Immer schön neugierig bleiben.
Die Fortsetzung folgt.....
Unsere Reise geht noch bis zum 2. Juli 2024,
9002 km Norwegen mit Nordkap, Lofoten, Insel Averøy, Atlantikstraße, Trondheim, Jostedalsgletscher, Stryn, Jotunheimen, Fjordnorwegen, Sognefjord, weiter über Schwedens Südwesten, Göteborg, Helsingborg/ Helsingør, Øresundbrücke, Storebealtsbroen, Veyers Strand (Dänemark) bis nach Kälberfeld in Thüringen, wo der am weitesten gereiste Golden Doodle von Kälberfeld wohnt!